Während "zwischen den Jahren" bei uns der Spielbetrieb ruht, nutzen wir die Atempause gern mal für den Blick über den Tellerand. Kreuz und quer über die Landkarte ging es dieses Mal zu zwei echten Traditionsduellen: Phoenix Hagen gegen Bayer Leverkusen und medi Bayreuth gegen die Gießen 46ers. Ausverkaufte Arenen, kochende Basketballatmosphäre, aber auch herbe Enttäuschungen und überraschende Gäste – dieser Ausflug hatte wirklich alles zu bieten. Los ging es in Hagen.
Ganz viel Feuer, keine Asche
In Zeiten des World Wide Web
ist es einfach, über die Aktivitäten an anderen Standorten grob auf dem Laufenden zu bleiben. Gemessen an dem, was sich online
so findet, gehören die Tornados Hagen zu den Topadressen der aktiven Fanszenen im deutschen Basketball. Nichts ersetzt jedoch die
Live-Atmosphäre und persönliche Eindrücke vor Ort. Also rein ins Getümmel.
Hagen ist Basketballstadt. Das bemerken selbst kurzsichtige Besucher der Ischelandhalle nicht nur durch das herrliche Riesenbanner der Fanszene beim Betreten des
Innenraums. Auch auf dem Weg durch die Stadt wird deutlich: hier hat die Korbjagd einen besonderen Stellenwert. Die Insignien der Tornados dominieren im Stadtbild.
Auch beim Blick auf die Zuschauerränge war klar, dass der Sport über Jahrzehnte an diesem Traditionsstandort verwurzelt ist. Zwar war nur die Minderheit des Publikums in den Vereinsfarben blau und gelb gekleidet, ihre Identifikation brachte die breite Masse allerdings auf andere Art zum Ausdruck. Ganz ohne Animation durch die Fangruppe oder gar den Hallensprecher interagierten die Zuschauer recht emotional mit dem Spielgeschehen. Von Operettenpublikum keine Spur. Auch die auf jedem Sitzplatz ausgelegten Klatschpappen wurden nur von jedem Dritten genutzt.
Kräftemessen der Hundertschaften
Die Fangruppe agierte somit auch recht unabhängig vom Rest, muss sich aber dank eines rund 100 Mann starken Fanblocks keine Gedanken machen, nicht gehört zu werden.
Mit ihren lautstarken Schlachtrufen über die gesamte Spielzeit und mehrere Angriffswechsel hinweg trumpften die Jungs und Mädels ordentlich auf. Ein
„Defense!“-Lückenfüller war in der gesamten ersten Halbzeit zu hören.
Auf der anderen Seite die Gästefans: Rund 130 Leverkusener folgten ihren Giants nach Hagen. Die Hoffnung, dass sich darunter auch Vertreter der Ultras
Leverkusen
befinden, erfüllte sich allerdings nicht. Mit einem kleinen Fahnenintro und vergleichsweise verhaltenen Schlachtrufen setzte der Gästeanhang dennoch solide,
wenngleich nicht umwerfende, Ausrufezeichen.
Deeskalation mit wallender Mähne
Ein bisschen Gepöbel auf beiden Seiten gab es dann aber auch. Vor diesem Hintergrund war der Auftritt des Leverkusener Maskottchens in fremder Halle möglicherweise
von vornherein als Deeskalationstaktik geplant. Auf jeden Fall war er eine bemerkenswerte Kuriosität.
Fazit: Der Ausflug in die ProA hat bleibende Eindrücke hinterlassen und lässt auch einen abgeklärten Titansfan sehnsüchtig und respektvoll "nach oben"
schauen.
Phoenix Hagen – Bayer Giants Leverkusen (99:81)
17. Spieltag, BARMER 2. Bundesliga Pro A
Zuschauer: 3.145
Gäste: 130
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