Die BBL kennt, im Gegensatz zur Pro B, keine Winterpause. Und so nutzten zwei Dresdner Weltenbummler den Zeitraum für den sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand in Würzburg. Neben sportlichen Leckerbissen standen Inspiration und interessante Impressionen auf ihrer Wunschliste. Von staunen, ächzen bis hin zu mit der Zunge schnalzen waren dann auch so einige emotionale Regungen vertreten. Dazwischen passte leider auch eine kleine Enttäuschung, die letzten Endes sogar Grund zur Hoffnung bot.
Das Trommelwunder von Oldenburg
s.Oliver Würzburg gegen die EWE Baskets aus Oldenburg – der Bundesligadreizehnte empfing den Tabellendritten – sportlich in dieser Saison vermeintlich eine klare Sache. Die Hausherren hielten zwar über weite Strecken gut mit dem Favoriten mit, mussten sich letzten Endes dann aber doch geschlagen geben.
Doch auch fantechnisch versprach die Paarung ein attraktives Match: die Heimseite angeführt von den aktiven Fans von Red Passion Würzburg gegen die gelben ‚Invasoren‘ unter Führung von Thunderstorm Oldenburg. Die Gäste warteten mit einer Busladung sowie einigen mutmaßlich individuell angereisten Anhängern auf. Leider verteilten sich von letzteren rund ein Dutzend unkoordiniert im Heimbereich, sodass knapp 50 Gelbe den harten Kern im Gästesektor auf der Hinterkorbtribüne bildeten.
Animiert von einem Vorsänger und einem Trommler erzielten die 20 dauerhaft Aktiven eine für diese Zahl beträchtliche Durchschlagskraft. Ihr unermüdlicher und buchstäblich pausenloser Einsatz beim Schreien ihrer Schlachtrufe nötigte uns Respekt ab. Ihre Trommel hätten wir am liebsten ganz genau in Augenschein genommen. Nur mit diesem kleinen Teil rockten die Niedersachsen die 3.000 Mann starke Arena – wow. Optisch blieben die Anhänger vom Deutschen Meister von 2009 leider sehr ‚dezent‘ – keine nennenswerten Fahnen oder Schwenker, keine Hüpfeinlagen oder Schalparaden und nur zwei kleine Zaunfahnen. Schade. Vielleicht blieb das Tifomaterial aber auch an der Sicherheitskontrolle zu der sehr engen Halle hängen?
Rote Leidenschaft mit angezogener Handbremse
Umso gespannter waren wir darauf, wie sich die Heimseite präsentieren würde. Zu Beginn des Baskebtallabends weckte der Block F, in dem sich die aktiven Würzburger versammeln, mit Doppelhaltern und Schwenkfahnen einige Hoffnungen. Doch zu früh gefreut. Hatten sich die Franken am Weihnachtsbraten verhoben oder einfach nur keinen Elan? Ganz egal, woran es lag, wir bedauerten das verschenkte Potential für einen reizvollen Blickfang im Fanblock.
Akustisch konnten die Hausherren zwar ein bisschen mehr überzeugen, allerdings auch erst im weiteren Spielverlauf. Zwei Vorsänger mit jeweils einem Megafon sowie drei Trommler versuchten die Stimmung im Block am Köcheln zu halten. Dies gelang ihnen im ersten Viertel jedoch überhaupt nicht. Im weiteren Fortschritt des Matches folgten dann zahlreiche deutlich wahrnehmbare Schlachtrufe. Leider wurden diese nicht mit Springeinlagen oder anderen optisch wahrnehmbaren Aktionen kombiniert. Dass der gesamte 100 Personen starke Block das Spiel durchweg stehend verfolgte und ca. 20 bis 30 Mann dauerhaft mit einstimmten, war mit der Pro-B-Brille betrachtet, dann aber doch eindrucksvoll.
Unser Mitbringsel: Ein Sack voller Bundesligazuversicht
Vielleicht waren die Heimfans aber auch einfach gänzlich demotiviert durch die hauseigene Beschallungsfolter. Das könnte ihnen keiner verübeln, denn die Musikanlage in der „Turnhölle“ liefert zwar einen beneidenswert glasklaren Sound, selbiger prasselt jedoch mit der Lautstärke eines Raketenstarts auf die Zuschauer herab. Hut ab vor jedem, der sich davon mindestens 17 Heimspiele pro Jahr malträtieren lässt. Abgesehen davon bietet die s.Oliver Arena eine unheimlich dichte Atmosphäre durch ihre überwältigend enge Bauweise: steile Ränge, kaum Abstand zum Spielfeld und ein wahres Menschenmeer auf den breiten Hinterkorbtribünen. – Diese Halle bietet grandioses Gänsehautpotential und bekommt definitiv eine Empfehlung für jeden Groundhopper.
Wir reisten dennoch nicht voller Neid sondern mit einer ordentlichen Portion Stolz zurück in die Heimat: Die beiden Bundesligafanszenen, die wir an diesem Tag beobachten durften, sind zwar quantitativ deutlich besser aufgestellt als wir; in Sachen Sichtbarkeit während und rund um das Spiel – Stichwort Fanstand, Präsenz in der Halle usw. – sowie Sangesfreude und Wahrnehmbarkeit in der Halle fühlen wir uns in unserem Weg mehr als bestärkt. Sportlich mögen unsere Clubs zwei Ligen und mehrere Millionen Euro Budget trennen. Sollten sich diese Lücke irgendwann mal schließen, freuen wir uns bereits jetzt darauf, bei anhaltender Entwicklung der letzten zehn Jahre auch fantechnisch zu Bundesliganiveau aufschließen zu können.
s.Oliver Würzburg – EWE Baskets Oldenburg (78:88)
13. Spieltag, easycredit Basketballbundesliga,
Zuschauer: ca. 3.000
Gäste: ca. 65
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